Ansichtssache Quartier

von Charlotte Zapfe

Der Clevische Ring als laute Autorennbahn. Die bedrohten Bäume im Hinterhof meiner Wohnung, die ich ungern gegen eine Baustelle eintauschen möchte. Oder der Neptunplatz, wo wir donnerstags gerne anstoßen. So sehe ich Mülheim für gewöhnlich. Und du? — Das fragte das Team von icon design seine Passantinnen am Abend der  11. Mülheimer Nacht 2022.

Wenn man als Zugezogene an Mülheim denkt, ist es vielleicht einfach, sich erstmal über dieses und jenes, hier Müll oder dort Lärm, zu beschweren. Aber in einer so lockeren und feierlichen Atmosphäre wie man sie in der Mülheimer Nacht erlebt, kamen mir die Besorgnisse des alltäglichen Lebens erst zum Schluss in den Sinn.

Mit einem Glas Wein zur Hand und einer großen Karte im Fenster, die auch bisher unbekannte Straßenecken, Grünflächen, und Projekte offenbarte, sah ich Mülheim fast wie auf den ersten Blick. Denn wer wusste schon, dass ich bald zahlreiche Eidechsen als Nachbarn haben würde? Und nicht nur ihnen ist das Quartier ein Zuhause. Luzi brach hier ihr Fasten, Chad fand aus Kanada seinen Weg hierher, 

und Eva bewirtete uns alle auf dem Bürgersteig der Berliner Straße. Durch die Augen der Menschen um mich herum gesehen, ist Mülheim vielfältig, paradox, und schält sich ebenso beständig aus seiner alten Haut wie die freundlichen Reptilien von nebenan.

Ich habe an diesem Abend wieder gelernt, dass Mülheim ist, was man aus Mülheim macht. Also lasst es uns nicht zur Müllhalde machen, sondern lieber zum Freibad, oder

zu einem 7 qkm Habitat für tolle Menschen (und Echsen).

Zum Schluss nur noch eine Erinnerung: Das schönste und wichtigste, was uns unser Mülheim zu bieten hat, ist »Das Miteinander der Solidarität zeigen!!!«