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Die Menschen müssen mitgenommen werden

Gespräch mit Dr. Rolf Albach, FDP

Wilde Blumen am Clevischen Ring in Köln-Mülheim.
Wilde Blumen am Clevischen Ring in Köln-Mülheim.

mit Eva Rusch

Illustration: Eva Rusch

 

Sie sind von Hause aus Chemiker bei einem großen Chemiekonzern und zugleich Umweltpolitiker. Passt das zusammen?

Ich bin seit über 20 Jahren Klimaschutzbeauftragter der FDP Köln und in der Umweltpolitik z. B. bei KölnAgenda e. V. aktiv. Als Chemiker befasse ich mich in meinem Labor in Flittard mit Recycling von Stoffen aber auch mit Rohstoffen aus der Natur wie zum Beispiel landwirtschaftlichen Abfällen. Hauptthema und-problem ist die Sauberkeit, die Sortenreinheit. Seit es superschnelle Computer in der Sortiertechnologie gibt, kann Chemie Recycling wirklich in Schwung bringen, europäischen Müll im Ozean zu verhindern. Wir alle können helfen, wenn wir bei der gelben Tonne an „Qualität vor Masse“ denken. Mein Bestreben als Naturwissenschaftler ist es, durch Kreativität und Innovation Umweltschutz voranzutreiben.

 

Wie kann Umweltpolitik auf kommunaler Ebene wirken?

Die heutigen Themen sind nicht neu. Heute wird Nachhaltigkeit an 17 UNO-Zielen gemessen aber die „alte“ Definition von Nachhaltigkeit scheint mir einfacher. Es geht um die Abwägung von sozialer Verträglichkeit, die Wirtschaftlichkeit und die Umweltverträglichkeit. Dabei habe ich zwei Regeln: was man nicht misst und kommuniziert, kann man nicht verbessern und Führung ist das Gegenteil von Alleingängen.

 

Kommunalpolitisch ist „Bauen und Wohnen“ im Zusammenhang mit Umweltschutz ein wichtiges Thema. Schaue ich auf die Stegerwald-Siedlung oder auch auf die GAG so muss ich feststellen, dass die energetischen Ertüchtigungen mit Mietpreiserhöhungen einhergingen. Das ist ein soziales Problem. Ich bin für eine Weiterentwicklung des Wohngeldes, dass die energetische Sanierungen und damit verbundene steigende Belastungen für Mieten auffängt und die Mieter nicht mit Papierkram belastet.

 

Alle Parteien sind sich einig, dass die neue Mobilität ein wichtiger Schlüssel zur CO2 Ersparnis ist. Welche Ideen haben Sie in diesem Themenfeld?

Die Menschen müssen mitgenommen werden. Fahrverbote finde ich sozial diskriminierend. Auch „kleine“ Alternativen zum Auto wie Elektro-“Vespas“ (Roller) und die E-Scooter (mit Helm) für kurze Strecken finde ich prima. Ich werde mir einen anschaffen, um im Anzug unverschwitzt ins Büro zu kommen. Mein Vorschlag einer „Fahrradstraße“ aus recyceltem Kunststoff ging durch die Presse. Wir sollten mehr Experimente in Köln wie dieses machen. Ebenso eine weitere charmante Idee aus den Niederlanden ist, die Dächer der Buswartehäuschen zu bepflanzen. Die Kölner FPD hat die Eingabe gemacht, KVB-Häuschen zu begrünen. Das bringt nicht nur Kühlung für das Stadtklima, es ist auch nahrhaft für die Wildbienen.

 

 

Sie mischen als Naturwissenschaftler Ideen aus Ihrem beruflichen Alltag mit Ihrem politischen Engagement, gehen kreativ an die Sachen ran auf der Suche nach machbarem Umweltschutz. Was halten Sie von den Förderprogrammen der Stadt Köln wie zum Beispiel „GRÜN hoch 3“ u. ä.?

Dies sind Maßnahmen zur Aktivierung der Bürger*innen. Ich finde das begrüßenswert. Aber auch die Stadt selber sollte das sofort umsetzen. Warum nicht das Parkhaus der Galerie am Wiener Platz als Pilotprojekt begrünen? Ich frage mich und Sie: Sind die Anteile, die übernommen werden für Begrünungsmaßnahmen genug? Sollte man höher rangehen? Ich brauche Feedback zu dem Programm, um zu wissen, ob es ausreicht für die Hausbesitzer. Dann kann ich mich einsetzen.

 

Wenn die Fördermaßnahme erfolgreich sein soll, wäre es wichtig die Umsetzung so einfach wie möglich zu gestalten. Allein eine Internetseite mit Handwerker*innen, die die Arbeiten im Veedel realisieren können, würde helfen.

Es fehlt eben oft nicht am Geld, sondern an den Leuten, die es tun. Das betrifft beispielsweise Ingenieure, Poliere, aber auch in anderen Wirtschaftszweigen fehlen Führungskräfte, auch nicht akademische Vorarbeiter*innen, oder Meister.

 

Welche Maßnahmen auf Bundes- oder Landesebene halten Sie für sinnvoll?

Es wäre möglich, sehr viel mehr Hausdächer mit Solar auszustatten. Dann tuen wir auch etwas für den Mittelstand vor Ort, für Architekten, Planer und Handwerker. Das muss vor allem einfacher werden. Ich bin zudem für das „Emissionshandel“-Prinzip „Deckel drauf“: eine Betriebsgenehmigung gibt es nur dann, wenn man im CO2-Rahmen bleibt - aber man kann kooperieren. Auch CO2 ist Abfall, den Mensch und Natur recyceln kann. Auch daran arbeite ich im Labor.

 

Ich arbeite mit dem Umwelt- und Verbraucherschutzamt in einem Projekt, das auch auf Umweltpädagogik setzt. Was halten Sie davon?

Umweltbildung ist mir ganz wichtig. Der „Wildpark Dünnwald“ sollte als Ziel für Schüler*innen in Mülheim auf dem Schulplan stehen. „Gut Leidenhausen“, und die „Villa ÖKi“ sind sehr gute Beispiele wie sich Umweltbildung entwickeln kann, das hat die FDP auch mit Zusatzstellen im Haushalt gefördert. Dünnwald als Bildungsstätte entwickeln, halte ich also für eine gute Idee. Ich werde mich dafür einsetzen. Der Wald ist wichtig für das Klima. Das verstehen die Kinder ganz natürlich. 

 

Herzlichen Dank für das Gespräch!

 

 


AKTUELLE FEINSTAUBSTÄNDE AN DER MESSSTATION CLEVISCHER RING

www.lanuv.nrw.de/umwelt/luft/immissionen/aktuelle-luftqualitaet/

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