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In Mülheim zuhause #1

Ana Bolena Kolumna

von Ana Bolena Müller

Foto: Eva Rusch

 

Das Ende der Straße Mülheimer Freiheit. Ein Mikrokosmos, der den „multikulti“ Makrokosmos des Mülheimer Viertels reflektiert. Eine Ecke des Blocks: Ein türkischer Kiosk, eine griechische Schneiderei, ein philippinischer Massage Salon, ein Friseur Salon der Ukrainerin Violetta Barynova. Die vier alten Häuser sind alle irgendwann renoviert worden. Die Fassaden haben aber die Großartigkeit ihrer ursprünglichen Architektur behalten. Ich bin frisch Mülheimerin, seit einem Jahr bin ich Nachbarin von Violetta. Der Weg zum Rhein dauert 3 Minuten, die mich zu einem glücklichen Menschen machen.  Seit fast 12 Jahren suche ich in Köln und Umgebung eine unersetzliche Friseurin. Als lateinamerikanische Frau ist dies nicht oberflächlich – es ist einfach ein Teil des Lebens. Als Geburtstagsgeschenk des Schicksals habe ich zur Überraschung einen Termin bekommen, der von einer anderen Kundin abgesagt wurde. Ob ich meine Suche beenden kann? Ich will es probieren.

 

Während dieses magischen Moments, in dem Violetta mir die Haare schneidet, fragt sie mich, „Wie fühlst Du dich in Mülheim?“ „Ich fühle mich zuhause, und Du?“ „Ich auch.“ „Warum?“, frage ich. „Die Leute sind so lebendig, die Nachbarn sind alle nett. Nachdem ich meinen Meisterbrief geschafft hatte, fand ich dieses Lokal mit hoher Decke. Es erinnert mich an das Haus in Odessa, wo ich geboren bin. Diese Straße könnte eine Straße in Kiew sein. Meine Kunden sagen mir, dass sie sich Mülheim nicht so schön vorgestellt haben und diese Location eine Entdeckung für sie sei.“ 

 

Von Politik, Religion und Sport spricht Violetta in ihrem Salon nicht. Diese Themen polarisieren Personen. 

 

„Violetta, bist du integriert?“ „Ja, sehr. In der Ukraine hätte ich nicht drei Kinder zur Welt gebracht, es war unsicher und instabil. Hier bin ich selbstständig. Meine Töchter: Die Älteste, noch in der Ukraine geboren, geht zur Uni, die Mittlere, schon in Köln zur Welt gekommen, geht in eines der besten Gymnasien der Stadt und die Kleine ist auf dem Weg von der Grundschule ans Gymnasium. Ich setze mir selber keine Grenzen.“ 

 

Violetta ist eine Künstlerin in ihrem Beruf! Ich bin mehr als zufrieden! Wenn ich in ihre Liste der Stammkunden rutschen kann, werde ich einen Schritt näher an einer hundertprozentigen Integration in Deutschland sein. Ich verabschiede mich und sage: „Violetta, ich setze mir auch keine Grenzen, ich werde Kolumnistin.“

Violetta Barynova beim Fönen. Foto: Eva Rusch
Violetta Barynova beim Fönen. Foto: Eva Rusch

Übrigens sucht Violetta für ihren Salon auf der Mülheimer Freiheit 127 kreative und erfahrene HairStylist*innen in Voll- oder Teilzeit. Es erwartet dich eine sehr nette Klientel und eine Chefin, die in ihrem Beruf aufgeht und bereit ist, ihr Know-How zu teilen. Bei Interesse bitte melden unter 0176 61 91 48 99.


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